Das FDM-Verfahren hat sich in den letzten Jahren rasant verändert. Beinahe monatlich kommen neue 3D-Drucker auf den Markt ebenso verschiedene Materialien, aus denen du wählen kannst. Auch Dual-Drucker werden mittlerweile von vielen verschiedenen Herstellern angeboten. Rund um den 3D-Druck entwickelten sich riesige Industriezweige, es entstehen immer mehr Anwendungsfelder.
Was sich aber seit Beginn dieser Technik nicht verändert hat, ist die Tatsache, dass die erste Schicht auf dem Druckbett haften muss. Das sogenannte Fundament deiner Drucke bildet die Basis und ist oftmals das Zünglein an der Waage zwischen einem funktionierenden Druck oder einem Fehldruck. Im Internet findest du einige sehr gute Forenbeiträge bzw. Artikel darüber, die auch mir weitergeholfen haben.
Auf der Basis dieser Informationen und meiner persönlichen Erfahrungen stelle ich dir verschiedene Möglichkeiten zur optimalen Haftung auf dem Druckbett vor. Abschließend findest du eine Link-Liste verschiedener Produkte. Hierbei handelt es sich wieder um Affiliate-Links, durch deren Nutzung du diese Seite indirekt unterstützen kannst.
Bevor wir näher auf die Hilfsmittel eingehen, muss geklärt werden, ob die Grundvoraussetzungen für gute Haftung auf dem Druckbett gegeben sind.
Die 5 Grundvoraussetzungen:
#1 - Sauberes Druckbett
Die oberste Voraussetzung ist ein sauberes Druckbett. Es dürfen weder alte Druckrückstände noch Staub oder Fett auf dem Druckbett sein.
#2 - Druckbett Nivellierung
Der Abstand zwischen Düse und Druckbett muss stimmen. Die Druckbett-Nivellierung ist ein entscheidender Faktor für eine optimale Haftung
#3 – Richtige Drucktemperatur auswählen
Je nach verwendetem Material musst du die richtige Drucktemperatur wählen. Wird diese nicht richtig eingestellt, kann es passieren, dass zu wenig Material aus der Düse extrudiert wird und deshalb das Filament nicht auf dem Druckbett haften kann.
In diesem Artikel zeige ich dir wie du die richtige Drucktemperatur ermitteln kannst.
#4 – Druckbetttemperatur an das Material anpassen
Auch die Druckbetttemperatur muss je nach 3D-Druck Material angepasst werden. Anderenfalls kann es zum bekannten „Warping“ kommen, wodurch die Haftung des Modells stark darunter leidet.
#5 – Reduzierte Druckgeschwindigkeit der ersten Schicht
Besonders bei der ersten Schicht sollte die Druckgeschwindigkeit gering sein. Dadurch ermöglichst du dem Filament eine bessere Haftung an das Druckbett. Gib dem Material die nötige Zeit die es braucht.
Hast du alle diese Punkte überprüft? Immer noch Haftungsprobleme?
Hier kommen die verschiedenen Möglichkeiten:
Möglichkeit 1: Veränderung im Slicer-Programm
Die vielleicht einfachste Möglichkeit deinem 3D-Druck eine bessere Haftung auf dem Druckbett zu geben, ist das Einstellen der Brim-Funktion im Slicer-Software. Es entsteht so eine größere Auflagefläche des Objektes, was sich positiv auf die Haftung auswirkt. Nach Fertigstellung des Druckes entfernst du diese einfach wieder.
Für die ersten Schichten kannst du auch den Lüfter ausschalten. Die meisten Slicer-Programme machen dies automatisch, besser aber , du überprüfst es zu Beginn deines Druckes.
Willst du ABS drucken, empfehle ich dir, den Lüfter für den gesamten Druck auszustellen. Bei kleinen Teilen musst du jedoch aufpassen, dass die Schichten auch genügend Zeit haben, sich abzukühlen. Das kannst du mittels Reduzierung der Druckgeschwindigkeit erreichen.
Auswahl des Haftungstyps:
Einstellung der Kühlungsfunktionen:
Möglichkeit 2: Druckbett konfigurieren
Es gibt verschiedene Varianten, dein Druckbett zu konfigurieren. Entscheide je nach Drucker und verwendetem Material, welche für dich geeignet ist.
Blue Tape
Das sogenannte "Blue Tape" ist ein Malerabdeckband, welches du auf das Druckbett aufklebst. Beachte dabei, dass zwischen den einzelnen Streifen keine Abstände und Überlappungen entstehen. Dieses verursachen Unebenheiten auf der untersten Schicht.
Haarspray
Besteht das Druckbett aus Glas, kann es nicht schaden, ein wenig Haarspray darauf zu sprühen. Die besten Ergebnisse erzielte ich mit Haarspraystärke 4. Achtung! Niemals im Druckraum sprühen! Der Nebel kann sich sonst auch auf die Achsen legen.
Haftspray
Es gibt speziell entwickelte 3D-Druck - Haftungssprays. Diese wirken auch wunderbar. Sei jedoch beim Lösen deines Objektes sehr vorsichtig damit es nicht zerstört wird.
Klebestift(UHU-Stick)/Klebestift (Magigoo)
Jeder hat wahrscheinlich einen Klebestift zu Hause. Auch dieser kann die Haftung deines 3D-Druckes erhöhen. Wenn du dein Druckbett damit bestreichst, achte darauf, dass keine Klumpen entstehen, sondern nur ein leichter Film auf dem Bett zu sehen ist.
Zuckerlösung/Malzbier/Bier
Auch handelsübliche Lebensmittel wie Zuckerlösung oder das geliebte Bier können hilfreich sein. Dabei solltest du es nicht übertreiben, denn schon eine dünne Schicht reicht oftmals aus.
ABS Beschichtung
Hier bestreichst du dein Druckbett mit aufgelöstem ABS Material. Diese Tinktur kannst du aus alten ABS Resten und Aceton herstellen. Gute Ergebnisse konnte ich mit folgender Mischung erreichen – 100 ml Aceton zu ca. 30 bis 40g ABS Material –. Am Ende muss ein milchiger Film zu sehen sein. Vergiss dabei nicht die Sicherheitsvorschriften beim Umgang mit Aceton! Handschuhe und eine Atemschutzmaske sind ein absolutes Muss um keine gesundheitlichen Probleme hervor zu rufen.
Glas und Spiegelfliesen
Die meisten Drucker sind standardmäßig mit Glas- oder Spiegelfliesen ausgestattet. Drucke aus PLA haften darauf gut, bei ABS-Drucken wird es schwieriger. Das Glas muss auf jeden Fall fett- und staubfrei sein. Wenn du die oben genannten Grundvoraussetzungen eingehalten hast, sollte einem ordentlich haftenden PLA-Druck nichts im Weg stehen.
Filaprint Dauerdruckplatte
Diese Druckplatte weist im beheizten Zustand eine besondere Haftwirkung auf. Sobald sie abgekühlt ist, lassen sich die gedruckten Objekte ohne Probleme wieder lösen. Persönlich habe diese Platte noch nicht genutzt. Du findest dazu vielversprechende Videos auf Youtube. Erwerben kannst du sie bei Filafarm. Dort findest du auch andere Produkte rund um den 3D-Druck.
Borosilikatglas
Besonders ABS und PLA Drucke haften auf diesem Glas besser als auf herkömmlichen Glasplatten. Borosilikatglas lässt sich gut verarbeiten. Drucke können so sehr "Plan" gefertigt werden, was bei der Haftung von gedruckten Objekten wichtig ist. Weitere Vorteile des Borosilikatglases sind die hohe Bruchfestigkeit und die Hitzeresistenz. Drucken mit hohen Temperaturen wir dadurch ermöglicht.
Buildtak
Hierbei handelt es sich um Folie, die auf eine Platte aufgeklebt wird. Diese muss unbedingt blasenfrei auf die Unterlage aufgebracht werden! In viele Foren liest man aber auch, dass die Haftung „zu gut“ ist und deshalb das Lösen des Druckobjektes zur großen Herausforderung werden kann.
Aluminiumdruckplatte
Aluminiumdruckplatten bestehen oftmals aus Aluminium-Guss-Material mit PEI- Beschichtung. Je nach Hersteller und Verkäufer kann diese für deinen 3D-Drucker speziell angefertigt werden. Die Platte eignet sich für die herkömmlichen Druckmaterialien. Eine geringe Anpassung deiner Druckwerte wird aber notwendig sein.
Tufnol
Es handelt sich dabei um ein Epoxidglashartgewebelaminat, welches sich besonders für den 3D-Druck mit Nylon eignet. In verschiedenen Foren findest du darüber interessante Testberichte.
Möglichkeit 3: Konstruktion verändern
Ein weiterer Punkt, für eine bessere Haftung zu sorgen, ist das leichte Verändern deiner Konstruktionsdatei. Natürlich kommt es dabei immer auf dein zu druckendes Objekt an. Du solltest jedoch wissen, dass runde Flächen besser auf dem Druckbett haften als eckige. Die Kräfte wirken hier anders. Das Problem, dass sich zum Beispiele eine Ecke hochzieht (Warping), ist durch die runde Kontur nicht mehr gegeben. Eventuell kannst du diesen Aspekt in deine Konstruktion einbeziehen.
Linkliste: