90er Jahre - Aufbruch ins Ungewisse
Nachdem in den 80er Jahren die drei bekanntesten Druckverfahren SLA, SLS und FDM, entwickelt und einige bis zur Marktreife gebracht worden sind, entdeckte die Industrie im letzten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts die großen Potenziale der additiven Fertigung.
Die Entwicklung neuer Drucktechnologien und 3D-Druck Materialien nahm enorm Fahrt auf. Rund um die additive Fertigung entstanden neue Industriezweige. Die Anwendungsfelder von 3D-gedruckten Bauteilen wurden wesentlich umfassender.
Schauen wir uns etwas genauer an, was in den 90er Jahren auf dem 3D-Druck Markt passiert ist.
1991
1991 - Firma: EOS GmbH
Die EOS GmbH wurde im Jahre 1989 gegründet.
Das erste Stereolithografiesystem (SLA) dieses Unternehmens wurde im Jahr 1991 fertiggestellt und unter dem Produktnamen STEREOS 400 an BMW verkauft. Diese Anlage wurde nach Vorgaben von BMW gebaut. Nach Aussagen des EOS-Mitbegründers Hans J. Langer übertraf diese die angeforderten Spezifikationen des Automobilherstellers.
Weitere große Unternehmen nutzen die Drucksystem von der EOS GmbH, wodurch diese nach 2 Jahre profitabel wurde.
Mit der finanziellen Sicherheit im Rücken erforschte die EOS GmbH nun an der SLS - Technologie und arbeitete an deren Marktreife.
1991 - Neue Drucktechnologie: LOM
Im Jahr 1991 wurde die LOM-Drucktechnologie (Laminated Object Manufacturing) vom Unternehmen Helisys und dessen Nachfolger Kubik Technology auf dem Markt gebracht.
Bei diesem Verfahren werden dünne Folien miteinander verklebt und die gewünschte Bauteilkontur mit einem Schneidwerkzeug ausgeschnitten.
Beim Laminated Object Manufacturing handelt es sich um ein hybrides Druckverfahren, welches einen additiven und eine subtraktiven Prozess miteinander vereint.
Dennoch wird es im Allgemeinen bei den Binder Jetting Druckverfahren eingeteilt.
1992
1992 - Patent für die FDM-Drucktechnologie
Mit seiner Firma Stratasys erhielt Scott Crump 1992 das Patent für die FDM-Drucktechnologie.
Patentnummer: US5121329 A
1992 - Erster kommerzieller SLS-Drucker
Die Desk Top Manufacturing (DTM) Corp. und das Luft- und Raumfahrtunternehmen Goodrich schlossen sich zusammen und stellten die Sinterstation 2000 (die erste SLS-Maschine überhaupt!) dem freien Markt zur Verfügung.
Nach Ausbleiben des finanziellen Erfolgs verkaufte Goodrich seine DTM Anteile an eine Investorengruppe.
1994
1994 - Neue Drucktechnologie: 3DP
Beim 3DP spricht man vom Pulverdruckverfahren. Es wurde 1994 vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) entwickelt und patentiert.
Dieses Verfahren wurde danach für kommerzielle Zwecke an einzelne Firmen lizenziert.
Die Firma Zcorp brachte ein Seriengerät auf den Markt, den sogenannten ZPrinter.
(ZCorp wird im Jahre 2012 von 3D-Systems übernommen und das Druckverfahren in deren ProJet-Druckreihe integriert.)
Patentnummer: US5204055A
1994 - Neue Drucktechnologie: MJM
Die Firma Solidscape vertreibt 3D-Drucker, welche mit der Multi Jet Modeling Drucktechnologie arbeiten.
1994 - Erster SLS-Drucker von EOS GmbH
EOS lieferte sein erstes SLS-System aus, die EOSINT P350. Dies war weltweit das zweite SLS-System.
Das weltweit erste SLS-System wurde bereits 1992 von der Firma DTM herausgebracht.
1994 - QuickCast Prozess von 3D-Systems
Quickcast ist ein markenrechtlicher geschützter SLA-Baustil.
Dieser wird besonders im Feinguss verwendet.
1995
1995 - Exklusive Rechte auf 3DP
Im Jahre 1995 bekam die Zcorporation die Exklusivrechte auf die 3DP Drucktechnologie.
1995 - Neue Drucktechnologie: LENS
Das Laser Engineered Net Shaping oder auch LENS - Drucktechnologie genannt, wurde von der Sandia National Laboratories entwickelt.
1996
1996 - Neue Drucktechnologie: CJP
Das Color Jet Printing ist aus dem 3DP entstanden. Im Unterschied dazu wird hier farbiges Bindemittel genutzt.
Die erste kommerzielle Nutzung erfolgte durch 3D Systems.
1996 - Neue Drucktechnologie: MJP
Im selben Jahr bringt 3D System das Multi Jet Printing auf den Markt – Die Auswahl von verschiedenen Materialien innerhalb eines Druckes wird möglich.
1997
1997 - Neue Drucktechnologie: EBM
Das Patent für das Elektronenstrahlschmelzen (Electron Beam Melting) wurde schon 1993 von Ralf Larsson in Schweden eingereicht.
Nach Erteilung des Patents im Jahr 1997 gründete er die Firma „Arcam AB“, um dieses Druckverfahren zu kommerzialisieren.
Elektronenstrahlschmelzen war das erste 3D-Druckverfahren, dass metallische Bauteile herstellen konnte.
1998
1998 - Firma: Extrude Hone
Der ProMetal RTS-300 war der erste 3D-Drucker, der Metallpulver verwendete und mit der Binder-Jetting-Technologie (3DP) vom MIT arbeitete. Ein Jahr später folgte die zweite Maschine.
Fazit:
In den 90ern ging die Entwicklung des 3D-Drucks rasant weiter. Aufgrund der guten Basis, die in den 80er geschaffen wurde, konnten die Entwicklungszeiten neuer Drucktechnologien deutlich reduziert werden. Neben neuen Drucktechnologien entstanden auch zahlreiche neue Druckmaterialien.
Die allgemeine Akzeptanz des 3D-Drucks durch die Industrie wuchs spürbar an, da wesentliche Vorteile des 3D-Drucks genutzt werden konnten.
Hier geht es zu den anderen Jahrzehnten: