Stell dir vor, du könntest dein Lieblingsfoto – das Urlaubsbild, ein Porträt deiner Liebsten oder einen unvergesslichen Moment – in ein haptisches Kunstwerk verwandeln, das erst im Licht seine volle Pracht entfaltet. Was wie Magie klingt, ist tatsächlich ein faszinierendes Projekt für jeden 3D-Druck-Einsteiger: das 3d druck lithophane.
Lithophane sind die perfekte Möglichkeit, die Welt des 3D-Drucks mit einer persönlichen Note zu erkunden. Sie sind nicht nur relativ einfach umzusetzen, sondern sorgen auch für einen echten "Wow"-Effekt, wenn das Licht angeht. In diesem Artikel begleite ich dich Schritt für Schritt auf dem Weg von deinem Foto bis zum fertigen leuchtenden Kunstwerk.

Was ist ein Lithophane eigentlich?
Bevor wir loslegen, klären wir die Grundlagen. Ein Lithophane ist ein dünnes, durchscheinendes Material, in das ein Bild so eingeprägt ist, dass es durch Licht sichtbar wird. Die Technik basiert auf einem simplen, aber genialen Prinzip: Materialdicke.
Druckst du ein Lithophane in 3D, wandelt eine spezielle Software die Helligkeitswerte deines Fotos in die Höhe der gedruckten Schichten um. Dunkle Bildbereiche werden dabei zu dicken, lichtundurchlässigeren Wänden. Helle Bereiche hingegen werden sehr dünn und lassen viel Licht durchscheinen. Es ist ein bisschen wie ein Schwarz-Weiß-Foto, das nicht mit Tinte, sondern mit unterschiedlichen Materialstärken gezeichnet wird.
Das Original-Lithophane wurde übrigens bereits im 19. Jahrhundert in Porzellan gefertigt – wir machen es heute nur viel einfacher mit Plastik! Je besser das Licht durch die dünnen Schichten schimmert und von den dicken Schichten blockiert wird, desto klarer und detailreicher wird dein Bild.
Was du brauchst: Deine Materialliste
Um dein eigenes Lithophane zu drucken, brauchst du nur wenige Dinge. Keine Sorge, die meisten davon hast du wahrscheinlich schon griffbereit, wenn du einen 3D-Drucker besitzt.
- Ein 3D-Drucker: Für dieses Projekt eignen sich FDM-Drucker (Fused Deposition Modeling) am besten.
- Filament: Hier ist die Wahl des Materials entscheidend. Am besten funktioniert weißes PLA. Warum? Weil die weiße Farbe das Licht am besten verteilt und die feinen Helligkeitsunterschiede optimal wiedergibt. Verwende auf keinen Fall farbiges oder transparentes Filament, denn das würde das Ergebnis verfälschen.
- Eine Lichtquelle: Dein fertiges Lithophane braucht Licht, um zu wirken. Das kann eine LED-Lichterkette, eine LED-Platte, ein Teelicht oder eine kleine Lampe sein.
- Dein Foto: Wähle ein Foto mit gutem Kontrast und ausreichender Auflösung. Details gehen in der Regel bei sehr dunklen oder sehr hellen Fotos verloren. Ein Schwarz-Weiß-Foto funktioniert oft sogar besser, da es bereits die idealen Kontrastwerte mitbringt.
- Die richtige Software: Du benötigst einen Lithophane-Generator (dazu gleich mehr) und deinen gewohnten Slicer (z. B. Cura, PrusaSlicer, Simplify3D).
Filamente für dein Lithophane 3D Druck
Der Weg vom Foto zum 3D-Modell (Die Software-Schritte)
Der Prozess ist einfacher, als du denkst! Alles, was du brauchst, ist ein Online-Tool, das dir die Arbeit abnimmt.
Schritt 1: Das perfekte Foto auswählen Wie oben erwähnt, ist ein Foto mit klaren Kontrasten am besten geeignet. Wenn dein Foto sehr viele Graustufen hat, ist das in der Regel kein Problem. Aber achte darauf, dass die hellsten und dunkelsten Bereiche nicht zu extrem sind.
Schritt 2: Die Konvertierung mit einem Online-Tool Es gibt viele kostenlose Online-Lithophane-Generatoren, zum Beispiel:
- 3dp.rocks/lithophane: Dies ist wohl das bekannteste und am häufigsten genutzte Online-Tool. Es ist komplett kostenlos, sehr einfach zu bedienen und bietet viele grundlegende Einstellungen, um schnell ein Lithophan zu generieren.
- ItsLitho: Ein modernes, kostenloses Online-Tool, das mit einem sehr intuitiven Interface und einer Echtzeit-Vorschau überzeugt. Es bietet auch einen integrierten Bildeditor, um dein Foto direkt vor der Umwandlung anzupassen.
- Lithophane Maker: Dieses Tool ist besonders vielseitig, da es neben flachen Lithophanen auch spezielle Formen wie Lampenschirme, Globus-Lithophane oder Nachtlichter direkt in der Web-Anwendung erstellen kann.
Lade dein Foto hoch und spiel mit den Einstellungen, bis das Vorschaubild gut aussieht.

Die wichtigsten Einstellungen in den Generatoren:
- Dicke der Grundplatte und die maximale Schichthöhe: Diese beiden Werte bestimmen, wie dick dein Lithophane am Ende ist. Eine Grundplatte von 0,6 mm und eine maximale Höhe von 3 mm sind gute Startwerte.
- Die richtige Wahl zwischen positivem und negativem Bild: Hier musst du aufpassen. Wenn das Lithophane von vorne beleuchtet wird, wähle positiv. Wird es von hinten beleuchtet (wie bei den meisten Anwendungsfällen), wähle negativ. Probiere es im Vorschaubild aus – das richtige Bild sieht oft seltsam aus, bis man es von hinten beleuchtet.
- Auflösung (Resolution) Was es macht: Dies bestimmt, wie detailliert das 3D-Modell sein wird. Eine höhere Auflösung führt zu einer feineren Abstufung der Dicken, was zu einem detailreicheren Bild führt. Eine höhere Auflösung kann jedoch die Dateigröße stark erhöhen und die Generierung länger dauern.
- Das Format: Du kannst dein Lithophane als flaches Rechteck, als gebogenes Modell oder sogar als Kugel oder Zylinder erstellen. Für den Anfang ist die flache Variante am einfachsten. Aber wenn du ein echtes Highlight schaffen möchtest, probiere die Zylinderform aus, um eine Lampenhülle zu kreieren.
Perfekte Druckeinstellungen für dein Lithophane
Jetzt kommt der wichtigste Teil. Die Standardeinstellungen deines Slicers funktionieren für ein Lithophane nicht optimal. Du musst ein paar Werte anpassen, um die bestmöglichen Details aus dem Druck herauszuholen.
- Die richtige Ausrichtung: Das ist einer der wichtigsten Tipps! Wenn du ein flaches Lithophane druckst, stelle es senkrecht auf die Druckplatte. Ja, das klingt unlogisch, aber so laufen die Schichtlinien parallel zur Hauptachse des Bildes, was die Details enorm verbessert und die Sichtbarkeit der einzelnen Layer verringert. Für die Stabilität brauchst du aber eine gute Betthaftung, dazu gleich mehr.
- Die Schichthöhe (Layer Height): Hier gilt die Regel: je kleiner, desto besser. Eine Schichthöhe von 0,12 mm oder sogar 0,08 mm sorgt für feinste Details und sanfte Übergänge zwischen Hell und Dunkel. Standardmäßig sind es oft 0,15 mm, aber bei Lithophanen willst du die bestmögliche Auflösung.
- Der Infill (Füllgrad): Dieser Wert ist entscheidend! Stelle den Infill auf 100 %. Das sorgt dafür, dass dein Lithophane durch und durch massiv ist und keine inneren Füllstrukturen die Lichtdurchlässigkeit stören. Wähle als Infill-Muster am besten Rectilinear oder Kozentrisch für die glatteste Oberfläche.
- Die Druckgeschwindigkeit (Print Speed): Nimm dir Zeit. Eine Geschwindigkeit von 40 mm/s oder weniger ist ideal, um die filigranen Strukturen sauber zu drucken. Auch wenn es länger dauert, das Ergebnis lohnt sich. Reduziere vor allem die Geschwindigkeit der Außenwände, um die Oberfläche noch glatter zu bekommen.
- Retraction (Rückzug): Ein häufiges Problem bei detailreichen Drucken ist "Stringing", also feine Fäden, die sich zwischen den Teilen bilden. Achte auf eine gut eingestellte Retraction-Geschwindigkeit und -Weg, um das zu vermeiden. Wenn dein Drucker Fäden zieht oder kleine Blobs erzeugt, musst du hier nachjustieren.
- Bauteilkühlung (Part Cooling): Schalte deinen Bauteillüfter auf 100 %. Das hilft, die dünnen Schichten schnell abzukühlen und sorgt für scharfe Details.
- Erste Schicht: Da dein Lithophane sehr dünn ist, muss die erste Schicht perfekt haften. Bei vertikal gedruckten Modellen ist ein Brim (ein breiter Rand aus Filament) unerlässlich, um die Stabilität zu erhöhen und ein Kippen während des Drucks zu verhindern.
Hilfe, es hakt! Troubleshooting für Anfänger
Manchmal läuft nicht alles perfekt. Hier sind die Lösungen für die häufigsten Probleme:
- Das Lithophane ist zu hell oder zu dunkel: Du hast wahrscheinlich im Generator die Einstellungen nicht ganz optimal gewählt. Geh zurück zum Tool und spiele mit der Dicke der Grundplatte und der maximalen Höhe. Eine dickere Platte macht das Bild dunkler, eine dünnere Platte heller.
- Der Druck haftet nicht am Druckbett: Stell sicher, dass dein Druckbett sauber und korrekt gelevelt ist. Eine etwas höhere Druckbetttemperatur und ein breiter Brim können hier Wunder wirken, vor allem wenn du das Lithophane senkrecht druckst.
- Unschöne, sichtbare Schichtlinien: Hier hilft nur eine geringere Schichthöhe (0,12 mm oder weniger) und eine reduzierte Druckgeschwindigkeit.
- Der Druck bricht mittendrin ab oder kippt: Das kann bei einem vertikalen Druck leicht passieren. Verwende unbedingt einen Brim für mehr Stabilität. Auch eine höhere Temperatur für das Druckbett kann die Haftung verbessern.
- Feine Fäden oder Klumpen (Stringing/Blobs): Das deutet auf ein Problem mit der Retraction hin. Teste die Retraction-Einstellungen deines Slicers und passe sie an. Manchmal hilft auch, die Drucktemperatur leicht zu senken.
Also, was sagst du? Das 3d druck lithophane ist einfach ein super cooles Projekt für den Einstieg, oder? Es ist nicht nur ein genialer Weg, deine Slicer-Einstellungen zu meistern, sondern du zauberst am Ende ein einzigartiges, leuchtendes Kunstwerk, das nur dir gehört. Das ist doch der beste Beweis, was du mit deinem 3D-Drucker alles anstellen kannst.
Also, worauf wartest du noch? Such dir dein schönstes Foto aus, probier's einfach aus und lass deine Erinnerungen leuchten!